Eine außergewöhnliche Erfahrung

WNZ vom 09.12.2021
Schießen: Felix Hollfoth aus Lahnau holt bei Junioren-Weltmeisterschaft in Peru mit der Mannschaft den Vize-Titel

Von Timo König

LIMA/LAHNAU . Es ist eine zehntägige Reise, die Felix Hollfoth aus Lahnau wohl niemals vergessen wird. Als Teil des rund 30-köpfigen deutschen Nachwuchs-Schießteams ist das 19-jährige Talent inmitten der Corona-Pandemie bei den Junioren-Weltmeisterschaften in der peruanischen Hauptstadt Lima angetreten.

„Ein neues Land, neue Kulturen und eine ganz andere Infrastruktur“, fasst Hollfoth seine Eindrücke mit etwas Abstand zusammen. Doch auch aus sportlicher Sicht hat sich die Reise nach Südamerika für den Lahnauer, dem das Schießen sozusagen in die Wiege gelegt worden ist, auf ganzer Linie gelohnt. Als Nachrücker ist er gerade noch so in den Kader gerutscht; nun kann sich Hollfoth offiziell als Vize-Weltmeister betiteln. Zusammen mit seinen Mitstreitern Fabian Otto und Tobias Gsöll erreichte der Lahnauer in seiner Spezialdisziplin, der Schnellfeuerpistole, das Finale. Dort war einzig der spätere Weltmeister Indien, der klar und deutlich mit 10:2 siegte und auch in der Nationenwertung am Ende in einer eigenen Liga schoss, zwei Nummern zu groß für das deutsche Trio.

Die Weltmeisterschaft war für Hollfoth dabei das erste Turnier, in dem er es mit internationaler Konkurrenz zu tun bekommen hat. „Die Atmosphäre war beeindruckend. Es gab einen Stadionsprecher, ein lautstarkes Publikum und das Turnier wurde auf der ganzen Welt live übertragen“, fasst Hollfoth zusammen, dessen Puls während des Wettkampfs verständlicherweise etwas höher geschlagen haben dürfte als üblich. „Die Kunst ist es, das Drumherum für den Moment auszublenden. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen“, meint der Schütze, der mit seiner Leistung im Mannschaftswettbewerb vollends zufrieden war.

Beim Einkaufen reicht eine Maske nicht

Auch im Einzel ging der 19-Jährige, der in diesem Jahr in Wetzlar erfolgreich sein Abitur abgelegt hat, in seiner Spezialdisziplin an den Start. Dort reichte es für Rang 14 – ein Ergebnis, mit dem Hollfoth weder zufrieden noch unglücklich war. Recht spontan entschied sich das Talent zuvor, auch bei der Standardpistole mitzuschießen. Hier sind die Zielscheiben im Verhältnis deutlich kleiner, dafür haben die Schützen aber auch mehr Zeit, um ihre Schüsse abzugeben. „Im ganzen Jahr haben wir vielleicht zwei-, dreimal trainiert“, so Hollfoth, der sich in diesem Wettbewerb entsprechend kaum etwas ausgerechnet hatte. Umso überraschender war es, dass er am Ende auf einem beinahe schon sensationellen fünften Platz landete. „Ein sehr gutes Ergebnis, über das ich mich am Ende fast schon geärgert habe, weil nicht viel gefehlt hat, um eine Medaille zu erreichen“, kann sich der Lahnauer, dessen Elternhaus sich direkt neben der Schützenhalle im Ortsteil Dorlar befindet, ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Auch die Erfahrungen abseits des sportlichen Wettkampfs waren aus jeglicher Hinsicht besonders, was nicht zuletzt auch der Pandemie geschuldet war. „Was ich sagen kann, ist, dass die Situation in Peru sehr ernst genommen wird“, betont Hollfoth, der ergänzt: „Zunächst wussten wir nicht einmal, ob wir unser Hotelzimmer verlassen dürfen. Ungewohnt war auch, dass man beim Einkaufen zwei Masken übereinander tragen musste.“ Umstände, die der 19-Jährige aber gerne in Kauf genommen hat. Schließlich hat bereits die Europameisterschaft, die eigentlich im vergangenen Mai ausgetragen worden wäre, coronabedingt nicht stattfinden können.

Optimistisch blickt der Vize-Weltmeister Felix Hollfoth nun ins kommende Jahr, für das er sich eine Menge vorgenommen hat. Ein letztes Mal darf er dann auf internationaler Ebene für die deutschen Junioren bei Europa- und Weltmeisterschaften antreten, ehe er sich ab dem Jahr 2023 bei den Erwachsenen einen Kaderplatz erarbeiten muss. „Das ist definitiv mein ganz großes Ziel“, bekräftigt Hollfoth, der in Zukunft so oder so mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen möchte.

 

ZUR PERSON

Felix Hollfoth ist 19 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Dorlar . In der Liga geht er für den SV Lahnau an den Start. Als zweite Sportart betreibt er Fußball, hier geht er für den TSV Blasbach in der A-Liga Wetzlar auf Torejagd. In diesem Jahr hat Hollfoth erfolgreich sein Abitur abgelegt, seit Oktober studiert er Physikalische Technik an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Friedberg . (tkö)