Von Sven Jessen
DILLENBURG/WETZLAR. Die meisten Schützen im Bezirk Lahn-Dill dürfen weiterhin auf Bezirksmeisterschaften und auf Deutsche Meisterschaften hoffen. Wenig Interesse hingegen besteht an den Vergleichsschießen, die als Ersatz für die Rundenwettkämpfe geplant waren, teilte Bezirksschützenmeisterin Dunja Boch mit.
Die gute Nachricht zuerst: Der Deutsche Schützenbund (DSB) hält an den Planungen für die Ausrichtung Deutscher Meisterschaften fest. Die Titelkämpfe stellen für viele Schützen – gerade in den Nachwuchs- und in den Altersklassen – den Saisonhöhepunkt dar. Mit einer Absage der Meisterschaften war in den vergangenen Tagen zwar gerechnet worden. Stattdessen hat Gerhard Furnier, DSB-Vizepräsident Sport, bei der Delegiertenversammlung am 1. Mai aber bekräftigt, dass die DM in den olympischen Disziplinen und in den Nachwuchsklassen stattfinden werden, erläuterte Dunja Boch. Für weitere Disziplinen plane der Verband mit Terminverlegungen in die zweite Jahreshälfte.
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Die einzelnen Bezirke gehen mit Informationen wie diesen unterschiedlich um. So hat der Schützenbezirk Biedenkopf reinen Tisch gemacht und gleich alle Bezirksmeisterschaften für dieses Jahr abgesagt – in allen Disziplinen. Bezirksschützenmeister Hans-Joachim Velt teilte seinen Vereinen in einem Rundschreiben mit: „Somit bleibt auch für uns in der Kürze der „Bundesnotbremsenlockdownzeit“ kein weiterer Spielraum, um überhaupt noch irgendeine Bezirksmeisterschaft vor Erreichen der Meldefrist durchzuführen. Es wären zu viele Unwägbarkeiten zu berücksichtigen (weiteres Auf und Ab der Inzidenzen, offizielle Beschränkungen durch den Gesetzgeber und/oder lokale kommunale Beschränkungen für Indoor-/Outdoorsportarten). Daher haben wir auf Bezirksvorstandsebene beschlossen, alle Bezirksmeisterschaften für 2021 abzusagen und auf das Jahr 2022 zu hoffen.“
Der Schützenbezirk Lahn-Dill will anders vorgehen, zumal die hiesigen Schützen größere Aussichten auf eine DM-Teilnahme besitzen als diejenigen aus dem Nachbarbezirk und manche Meldefristen erst im Juli enden. Dunja Boch sagte: „Wir wollen in unserem Bezirk so viele Bezirksmeisterschaften wie möglich durchführen und so vielen Schützen wie möglich die Chance bieten, sich über die Bezirksebene für eine Deutsche Meisterschaft zu qualifizieren.“ Die Bezirksschützenmeisterin geht allerdings davon aus, dass der Bundesverband die Limits hochsetzen wird, damit die Felder bei der DM 2021 kleiner als üblich werden.
Im Bezirk Lahn-Dill sind die nächsten Veranstaltungen für das kommende Wochenende angesetzt. Sie werden sich nicht Bezirksmeisterschaften, sondern „Trainingsschießen für die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft“ nennen, denn während der „Bundesnotbremse“ gilt ein Wettkampfverbot für den Amateursport. Die Ergebnisse und Platzierungen werden inoffizielle sein, die erzielten Ringe könnten trotzdem für eine Zulassung zu Deutschen Meisterschaften in der zweiten Jahreshälfte hinzugezogen werden.
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Nicht mehr viel übrig geblieben ist von den Kleinkaliber-Rundenwettkämpfen. Am Angebot des Bezirksvorstands, eine Art „Liga light“ mit der offiziellen Bezeichnung „internes Vergleichsschießen“ für Sportpistolen- und Sportgewehrschützen anzubieten, sind Boch zufolge mehr als die Hälfte der Mannschaften nicht interessiert. Vielen sei der Organisationsaufwand zu groß, denn die Schützen einer Mannschaft müssten einzeln auf die Schießstände kommen, ehe deren Resultate zu einem Mannschaftsergebnis addiert werden könnten. Selbst diese Ergebnisse hätten keinen sportlichen Wert, würden lediglich der Überprüfung des individuellen Leistungsstands dienen.
Andererseits: „Ich weiß von zwei oder drei Gruppen, die trotzdem schießen wollen“, berichtete Dunja Boch. Diese Mannschaften werden sich nun anhand der ursprünglichen Wettkampfpläne orientieren und die Vergleiche untereinander organisieren. Der Bezirk wird darauf verzichten, alle verblieben Teams in neue Klassen einzuteilen, neue Wettkampfpläne zu erstellen und im Online-Rundenwettkampfmelder zu hinterlegen – für einen inoffiziellen Wettbewerb, von dem niemand weiß, ob er unter den Unwägbarkeiten einer Pandemiesituation überhaupt vollständig zu Ende gebracht werden könnte.